Akute idiopathische Polyradikuloneuritis (Synonyme: Coonhound Paralyse, Polyradikuloneuropathie, Guillain-Barre-Syndrom beim Menschen)
Die Erkrankung tritt bei Hunden und Katzen auf und ist durch langsam fortschreitende Ausfälle der motorischen Anteile der Nervenwurzeln der Spinalnerven gekennzeichnet. Das führt innerhalb von 72 Stunden bis zu 10 Tagen zu einer Parese der Beckengliedmaße und dann der Vordergliedmaßen, die zur Seitenlage des Tieres und evtl. Atemproblemen führen kann. Bisweilen kann es zu einer ausgeprägten Hyperästhesie der distalen Gliedmaßen kommen (siehe Video des Deutschen Schäferhundes).
Mögliche Ursachen können Reaktionen zu Waschbärbissen oder –kratzern, Impfreaktionen (besonders junge Katzen und Hunde), akute Infektionen (Endometritis, Pneumonie, bakterielle Enteritis) und beim Menschen scheinen Infektionen mit Campylobacter jejuni eine besondere Rolle zu spielen. Eine besondere Rolle scheint die protozoäre Neuritis mit Toxoplasma gondii oder Neospora caninum zu spielen.
Im Allgemeinen kommt es zu zum Verlust einiger Axone und zu einer ausgeprägten Demyelinisierung mit anschließender langsamer Remyelinisierung über sechs Wochen. Es gibt keine effektive Behandlung bei Tieren, allerdings muss die Grunderkrankung (Antibiotika nach Antibiogramm!) behandelt werden und während der Käfigruhe auf penible Hygiene geachtet werden. Das kann durch geeignete Mattensysteme, Saugmatten, Langzeitharnkatheter und früher Dekubitus-Behandlung erreicht werden.
Die Prognose zur vollständigen Ausheilung ist gut, wobei der Muskelschwund an den Gliedmaßen extrem sein kann und ausreichende Physiotherapie benötigt wird. Rezidive sind möglich, aber selten.
Ein junger Mops mit schlaffer Lähmung und fehlenden segmentalen Reflexen
Gleicher Mops nach einer Wochen
Dieser 3 monatige Kater zeigte eine plötzliche schlaffe Parese der Hintergliedmaßen, die langsam auch auf die Vordergliedmaßen fortschritten. Er wurde drei Tage vorher gegen den Tollwutvirus geimpft worden und im Kot wurden Kokzidien nachgewiesen.
Die 2 jährige Deutsche Schäferhündin war innerhalb von 24 Stunden tetraparetisch, allerdings zeigte deutliche Berührungsschmerz der distalen Gliedmaße. Bei der Untersuchung fiel ein blutig-seröser vaginaler Ausfluß auf und während des stationären Aufenthaltes erkrankte sie an einer Endometritis. Trotz intensiver Physiotherapie verlor sie innerhalb der ersten 2 Wochen Käfigruhe geschätzte 40% ihres Muskelmasse. Eine Dekubitusstelle über dem Darmbeinhöcker musste versorgt werden und heilte problemlos ab.
Nach 6 Wochen konnte sie bis auf eine geringgradige Ataxie wieder normal laufen und die Muskelatrophie war fast vollständig ausgeheilt.
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